Der Dichter, der Mörder und die Schauspielerin

Die Handlung spielt in Wien vom Oktober des Jahres 1826 bis zum Februar des Jahres 1827. Der Dichter ist Raimund, der Mörder Jaroschinsky, die Schauspielerin Therese Krones. Alle drei sind Repräsentanten der Biedermeierzeit, die so idyllisch nicht war, wie sie oft beschrieben wurde.

Nachdem Jaroschinsky als Beamter in seiner polnischen Heimat Unterschlagungen beging und damit auf großem Fuß lebte, kam er, bevor es ihm in Polen an den Kragen ging, mit dem Rest des Geldes nach Wien, wo er einige Schuljahre verbracht hatte.

Als genialer Hochstapler findet er Aufnahme in die Wiener Gesellschaft und in Künstlerkreise, leiht von Schneidern und Kellnern Geld, spielt damit den Mäzen, logiert im noblen Trattnerhof und gilt in aller Augen gerade wegen dieses Lebensstils als kreditwürdig. Er lebt in einer Welt, die betrogen werden will, und er tut ihr den Gefallen. 

Schon kurz nach seiner Ankunft in Wien ist er überall als Liebhaber der berühmten Schauspielerin Therese Krones bekannt. Sie, die selbst gern andere düpiert, ahnt nicht, dass er in Polen bereits Frau und Kind hat. Sie durchschaut auch nicht, dass seine Freigebigkeit nur Verstellung ist.

Nach ihrem Triumph als Jugend im „Bauer als Millionär“, will Jaroschinsky für sie sogar ein eigenes Benefizstück auf die Bühne bringen. Doch damit gerät er Ferdinand Raimund ins Gehege, der als Regisseur am Theater in der Leopoldstadt das Sagen hat. Entgegen Raimunds Rat würde die Direktion das Stück zwar aufführen, jedoch nur unter der Bedingung, dass Jaroschinsky die Finanzierung übernimmt. 

Um vor der Krones nicht als armer Schlucker da zu stehen, sagt er es zu, übernimmt sich damit finanziell aber endgültig. Seine Lage wird immer prekärer. Es fällt ihm zunehmend schwerer, die Maske des reichen spendablen Grafen aufrecht zu erhalten. Gerüchte über seine Zahlungsunfähigkeit machen die Runde und untergraben seine Kreditwürdigkeit. Schließlich sieht er nur noch eine Möglichkeit, sich aus der verfahrenen Situation zu retten. Er begeht einen Raubmord.

Jaroschinsky wurde von der Nachwelt dämonisiert, doch war er kein Teufel. Er war nur ein hemmungsloser Genussmensch und gewissenloser Verschwender. Einer von jenen Typen wie sie in märchenhafter Verkleidung auch in Raimunds Werken auftauchen. Nur fand sich für ihn keine gute Fee, die ihn auf den rechten Weg zurück brachte. Die Krones war für ihn in dieser Rolle nicht die Richtige. Darum musste er am Galgen sterben.

Doch Leute wie er sind nicht damit ausgestorben. Es gibt heute noch genug Talmi-Existenzen wie ihn. Leute, deren Kreditwürdigkeit nur auf der Fähigkeit beruht, sicher und gewandt aufzutreten, und damit aller Welt Sand in die Augen zu streuen.

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Autor
Wolfhardt, Paul Information
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Kategorie
Schauspiel
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